Die Geschichte der Menschen, die im Ambonesen-Kamp gelebt haben, teils dort geboren wurden, ist vielschichtig und komplex (siehe Unterseite "Geschichte", folgt in Kürze). Es ist, vor allem als Ausländer, gar nicht einfach, die Zusammenhänge dieses Teils der niederländischen Geschichte zu erfassen. Darüber hinaus noch eine eigene Haltung zu den Ereignissen rund um das heutige "Ambonezenbosje" zu entwickeln, scheint mir ein Unterfangen, das eine lange und intensive Auseinandersetzung mit der Thematik voraussetzt.
Ein großes Problem ist, dass leider nur verschwindend geringe deutschsprachige Quellen vorliegen, die das Thema einigermaßen zusammenfassend darstellen. Daher sind die hier angegebenen Beiträge fast alle niederländisch, haben aber auch dann ihren Wert, wenn man der Sprache nicht mächtig ist.
Der Begriff "Ambonesen" wurde zunächst als Synonym für alle Einwanderer von den (Süd-)Molukken gebraucht, später aber durch en umfassenderen Begriff "Molukkers" abgelöst.
Im niederländischen Wikipedia-Artikel (Link) heißt es (eigene Übersetzung):
Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Ambonesen
Ambonesen sind die Ureinwohner der Molukkeninsel Ambon, die ab 25. April 1950 Republik der Südmolukken genannt wurde.
Die Ambonesen sprechen Ambonesisch, eine auf Malaiisch basierende kreolische Sprache, und einige südmolukkische Sprachen und Dialekte, wie Tulehu, Hitu, Seit-Kaitetu und Larike-Wakasihu. Die Ambonesen sind überwiegend Christen, es gibt aber auch eine muslimische Minderheit. Einige der Ambonesen leben in der molukkischen Diaspora in den Niederlanden.
KNIL-Soldaten
Der Name "Ambonese" wird auch allen Soldaten gegeben, die (bis zum Zweiten Weltkrieg) bei der KNIL [Koninklijk Nederlandsch-Indisch Leger, nl. Kolonialarmee] auf der Insel Ambon dienten. Erst später wurden die Mitglieder dieser Gruppe in den Niederlanden Molukker genannt, da nicht alle von ihnen von der Insel Ambon stammten und es für die niederländische Regierung einfacher war, sich nicht an frühere Vereinbarungen halten zu müssen, die bei der Ankunft in den Niederlanden getroffen worden waren. Dabei handelte es sich um Vereinbarungen wie den Ambonese Care Act, in dem die niederländische Regierung versprochen hatte, für den Lebensunterhalt und die Rückkehr dieser Gruppe auf die Molukken zu sorgen.
Japanische Invasion 1942
Artikel aus der deutschsprachigen Wikipedia-Seite (Link)
Der Artikel gibt einen groben Überblick über den Angriff im Rahmen der japanischen Invasion Südostasiens. Er behandelt am Rande das Schicksal der verteidigenden niederländischen und australischen Soldaten, von denen die meisten die Gefangenschaft nicht überlebten. Die Hinrichtungen nach Ende der Kämpfe zählen zu den Kriegsverbrechen der japapnischen Truppen während des Zweiten Weltkriegs.
In der Nähe der Ortschaft Hongerige Wolf in der Gemeinde Oldamt befindet sich auf dem Gelände des ehemaligen Ambonesen-Kamps heute eine kleines Waldstück mit zwei Infotafeln (eine am Eingang, eine etwas weiter Richtung Deich). Reste der Bebauung sind dort nicht mehr zu sehen, obwohl die Fundamente der Gebäude anscheinend noch vorhanden sein sollen. Wahrscheinlich sind sie im Laufe der Jahrzehnte einfach von der Natur überwuchert worden. Bei einem Besuch dort bekommt man einen guten Eindrcuk von der (relativ geringen) Größe des Lagers - und vor allem von der völlig isolierten Lage, am buchstäblich äußersten Ende der Provinz Groningen. Man kann auch, anstatt direkt mit dem Auto anzureisen, das Fahrzeug auf der deutschen Seite stehenlassen (Kiekkaaste, bei Ditzumverlaat) und die ca. 7 km bis zum Wäldchen am Dollard/t-Deich entlang wandern.
Auf der Seite www.nazatendevries.nl befindet sich eine umfangreiche Beschreibung der Geschichte des Kamps mit vielen Bildern. Die Seite ist privat, bietet jedoch zahlreiche Quellenangaben zum Weiterforschen. Leider gibt es meines Wissens keine deutschsprachige Fassung. Ich bemühe mich um eine Übersetzung.
Link zum Artikel auf www.nazatendevries.nl, Teil 1
Link zum Artikel auf www.nazatendevries.nl, Teil 2
Im Mai 2023 wurde ein niederländisches Filmprojekt veröffentlicht, das sich sehr einfühlsam mit den Menschen im Kamp und ihrer Geschichte nach der Auflösung befasst hat. Der Film beinhaltet viele Interviews. Ich hatte das Glück, die Uraufführung in Winschoten besuchen zu dürfen. Da es sich um einen sehr aktuellen Film handelt, gibt es meines Wissens keine legale Version im Internet.
Link zum Artikel auf OldambtNu.nl
Link zum Artikel auf Dablad van het noorden
Link zur Vorschau des Films auf youtube
Die folgenden Verweise auf Beiträge stellen nur eine Auswahl aus Reportagen und Beiträgen dar, die im niederländischen TV gelaufen sind oder für andere ZWecke erstellt wurden. Ich habe mich bemüht, verschiedene Blickwinkel auf die Menschen und ihre Lebenswege aufzuzeigen. Dabei ist es unvermeidbar, auch Sendungen zu nennen, die sich mit Geiselnamen und dem Terror auseinandersetzen, der durch einige Menschen verübt wurde.
Der niederländische, privat erstellte Film "Verget hen niet" von Daniel van Wijk fasst in kurzer Form den Lebensabschnitt vieler KNIL-Soldaten zusammen, die nach der Unabhängiglkeit Indonesiens in die Niederlande kamen - eigentlich vorläufig, so war es vorgesehen. Der Beitrag hat englische Untertitel.
Die ausführliche Reportage der Reihe "Andere Tijden" befasst sich mit ersten Tendenzen des Widerstandes unter den "Molukkers" in Westcapelle (Provinz Zeeland) im Jahr 1956. In der Einführung wird darauf Bezug genommen, wie die Sichtweisen in der niederländischen Bevölkerung und der Regierung auf die fremden Menschen nach dem verlorenen Krieg gegen die Unabhängigkeitsbewegung Indonesiens gewesen sein mögen.
Die Reportage "De Reünie - Aflevering Molukse Kamp Schattenberg" des niederländischen Senders KRO zeigt Gespräche mit 15 ehemaligen Bewohnern des "Woonort Schatteberg", die dort als Kinder gelebt haben. Bei Schatteberg handelt es sich um ein ehemaliges Auffanglager für ca. 3.000 Menschen aus dem heutigen Indonesien - auf dem Gelände des ehemaligen Polizeilichen Durchgangslagers Westerbork (siehe dort). 50 Jahre später wird zurückgeschaut. Interessant finde ich vor allem die Befragungsergebnisse, die der Moderator am Anfang der Gruppe vorstellt. Ein Satz, der sich mir eingeprägt hat: "Ik ben geboren op barak 85" (Ich wurde geboren in der Baracke 85). Ab ca. Minute 15:30 wird Bezug auf die Geiselnahme in Assen in den 70er Jahren genommen.
"Op weg naar huis, Molukkers in hun laatste kamp" aus dem Jahr 1987 zeigt viele historische Filmaufnahmen, unter anderem von der Auflösung der KNIL, der niederländischen Kolonialarmee. Außerdem sind einige Abschnitte in der Muttersprache gesprochen, sod ass man einen guten Eindruck von Klang und Rhythmus bekommt.
Der Beitrag "Stuk van de week - Molukkers op drift" Groninger Archieven geht einen anderen Weg. Er beleuchtet die Hintergründe einer recht bekannten Fotografie von der Räumung des Kamps auf dem Karel Coenraadpolder, wo heute das Ambonezenbosje liegt.
In dem Artikel aus dem Forum "Niederlande.net" der Universität Münster findet sich eine Übersicht über verschiedene terroristische Aktionen von den "Molukkers". Zudem finden sich Hinweise auf weitere Quellen.
Im Rahmen seiner Seminararbeit "Ursachen für den molukkischen Terrorismus während der 1970er Jahre in den Niederlanden" setzt sich Fabian Döbber mit den Ursachen für die Aktionen der zumeist sehr jungen Täter auseinander. Die Arbeit wurde an der Zeppelin-Universität Friedrichshafen erstellt.
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