In diesem Artikel erfährst Du etwas über Wilhelm den Zweiten, den letzten deutschen Kaiser. Außerdem erkläre ich Dir, warum der Kaiser in einem Schloss in den Niederlanden ("Holland") gewohnt hat. Wichtige Wörter sind fett geschrieben. Klicke auf die Bilder, um sie zu vergrößern.
Deutschland wurde viele Jahrhunderte von Königen und Kaisern regiert - kannst Du Dir das vorstellen?
Vielleicht weißt Du noch, dass im September die Queen ("Kwien"), die Königin von England gestorben ist und jetzt ihr Sohn Charles ("Scharls") König ist. So ähnlich war das früher auch in Deutschland.
Heute ist das aber nicht mehr so - schon seit fast 125 Jahren. Der letzte Kaiser hieß Wilhelm II. - das sind römische Zahlen und wird "Wilhelm der Zweite" gesprochen. Vor über hundert Jahren erklärte Wilhelm den Deutschen, dass er kein Kaiser mehr ist. Warum?
Es hatte einen sehr langen und schlimmen Krieg gegeben, den wir heute den Ersten Weltkrieg nennen. Den meisten Menschen in Deutschland ging sehr schlecht. Viele waren unzufrieden, besonders die Soldaten auf den Kriegsschiffen der Marine. Die Menschen wollten eine Veränderung und anderen die Regierung übergeben. In Deutschland war also kein Platz mehr für den Kaiser.
Außerdem meinten die Länder, die den Krieg gewonnen hatten, dass Deutschland an dem Krieg mit Schuld ist - und damit der Kaiser, der damals ja sozusagen Chef von Deutschland war. Das ist ein schwieriges Thema, darüber sind schon sehr viele und sehr dicke Bücher geschrieben worden! Aber deshalb wollten die anderen Länder nach dem Krieg, dass der Kaiser bestraft wird und auf keinen Fall mehr als Chef des Landes in Deutschland bleibt.
Ganz leicht fiel es Wilhelm sicher nicht, auf den Thron (so nennt man den Chefsessel des Kaisers) zu verzichten. Aber eigentlich konnte er nicht mehr anders und musste sehen, dass er sich irgendwo ein neues Zuhause sucht. Das hat er auch gefunden, nämlich in Holland. Dort wurde er aufgenommen - vielleicht kennst Du die Wörter Flüchtlinge und Asyl aus den Nachrichten im Fernsehen oder der Schule? Wilhelm hat zunächst in einem kleinen Dorf gewohnt, bei einem Grafen - also kein Kaiser oder König, aber auch jemand, der in einem Schloss oder einer Burg wohnt.
Später hat der ehemalige Kaiser sich von seinem Geld selbst ein kleines Schloss gekauft. Er war zwar kein Kaiser mehr, aber er hatte viele Leute um sich, die noch so getan haben, als wäre er einer: Diener, ein paar Gärtner, einen eigenen Koch und sogar einen eigenen Arzt! Er hatte einige Hunde und freute sich immer, wenn er im Wassergraben am Schloss die Enten füttern konnte. Es hat Wilhelm großen Spaß gemacht, mit dem Auto Rundfahren zu unternehmen. Allerdings hatte er Fahrer, die sich für ihn ans Steuer gesetzt haben. Den Fahrer nennt man einen Chauffeur. Das ist Französisch und spricht sich wie "Schofföhr".
Seine Kinder und Enkelkinder und andere Menschen aus Deutschland konnten Wilhelm in Holland besuchen, aber er selbst ist nie wieder nach Deutschland zurückgekehrt.
Wilhelm hat sogar in Holland noch einmal geheiratet, da war er schon über 60 Jahre alt. Denn seine erst Frau, die Kaiserin Auguste hieß, war schon gestorben. Wilhelm, der letzte deutsche Kaiser, wurde 82 Jahre alt, ein richtiger Uropa.
Das Schloss, in dem der ehemalige Kaiser gelebt hat, nennt man in Holland Huis Doorn (spricht sich "Heus Dorrn"). Man kann es heute noch besichtigen - vieles im Schloss sieht noch genauso aus wie zu der Zeit, als Wilhelm II. dort gelebt hat. Wenn Du durch das Schloss gehst, bekommst Du alles erklärt, was es dort zu sehen gibt: viele Bilder, teures Porzellan, aber auch viele Geschichten zu den Menschen, die dort gelebt haben. Du kannst Dir genauso die Küche anschauen wie auch das Bett und das Badezimmer. Im großen Park kann man prima spazieren gehen und sich ansehen, wo der alte Kaiser im Garten gearbeitet hat - das mochte er nämlich sehr gerne!
Weitere Informationen für Dich, Deine Eltern oder Lehrer findest Du auf dieser Internet-Seite.