schreibstube-janssen.de

Geschichte

Am Mittwoch, den 28.11.1918 unterzeichnete Wilhelm II., Kaiser des Deutschen Reiches und König von Preußen, seine Erklärung zum Thronverzicht und dankte damit formell ab. Das geschah nicht in Berlin oder im ehemaligen militärischen Hauptquartier im belgischen Spa – sondern in Amerongen in den Niederlanden, wo Wilhelm Asyl gefunden hatte.

 

Nicht lange danach kaufte der ehemalige Kaiser ein ganz in der Nähe gelegenes kleines Schloss mit weitläufigem Park, Orangerie, Dienstgebäude und einem großen Nutzgarten: Haus Doorn. Er gestal-tete das Schloss nach seinen Bedürfnissen um und ließ am Eingang zum Gelände ein weiteres Bauwerk errichten: das Torgebäude mit Büros, Wache und Wohnungen. In Huis Doorn, wie die Einheimischen das Anwesen nennen, verbrachte Wilhelm II. seine letzten Jahre vom Einzug im Mai 1920 bis zu seinem Tode am 04.06.1941. Der ehemalige Kaiser erlebte dort sowohl den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs als auch die Besetzung der Niederlande durch Nazi-Deutschland mit.

 

Doch begann die Geschichte von Huis Doorn genauso wenig mit dem Einzug des ehemaligen Kaiseers, wie sie mit seinem Tode endete. Zwar ist die Historie des Schlosses durch die Archive und die Tagebücher von Sigurd von Ilsemann in der "Wilhelminischen Periode" vergleichsweise gut dokumentiert, ist aber sehr viel länger und blickt auf mehrere Jahrhunderte mit umfassenden baulichen Veränderungen zurück.

 

Bereits im späten 13. Jahrhundert finden sich erste Erwähnungen als Besitz der Utrechter Dompröpste. Bis auf den Wohnturm und die Reste der Gracht hatte diese Wasserburg wenig Ähnlichkeit mit der heutigen Anlage. Erst im 18. Jahrhundert erhielt das Bauwerk, das zwischenzeitlich halb verfallen war, in etwa seine jetzige Form.

 

Als Wilhelm II. das Schloss kaufte, befand es sich im Besitz der Baroness Heemstra de Beaufort. Es wurde durch Wilhelm einige Umbauten veranlasst, z.B. der Einbau eines Fahrstuhls für die bereits schwer erkrankte Kaiserin Auguste Viktoria oder ein Windfang am Haupteingang. Markanteste Veränderung auf dem Grundstück war aber der Bau des Torgebäudes, in dem sich heute die Kasse und Büros befinden. Zu Wilhelms Zeiten befanden sich hier das Hofmarschallamt, Büros und Gästewohnungen.

 

Huis Doorn ist bereits sehr lange ein Museum. Schon vergleichsweise kurze Zeit nach dem Tod des Kaisers flanierten Besucher über das Gelände, das offiziell als Museum ausgewiesen wurde, was  wohl auch steuerliche Gründe hatte.

Nach dem Krieg ging das Haus, eigentlich Eigentum von Kronprinz Wihlhelm von Preußen, in einem recht komplizierten und von Seiten der Hohenzollern höchst umstrittenen Verfahren in den Besitz der Niederlande über. Im Besitz der Familie befindet sich nur noch das Mausoleum, in das der ehemalige Kaiser ein Jahr nach seiner Beisetzung in der kleinen Kapelle umgebettet wurde. Kanckpunkt in diesem über Jahre dauernden Verfahren war, dass für den Kronprinzen aus niederländischer Sicht nicht die Voraussetzungen vorlagen, eine sogenannte Entfeindungserklärung zu erteilen. Damit hätte das Oberhaupt der Hohenzollern die Möglichkeit erhalten, zumindest einen Teil des Besitzes wieder offiziell zugesprochen zu bekommen. Über das Für und Wider dieses Teils der Geschichte sind diverse Artikel, Gutachten und Bücher verfasst worden.

 

Das heutige Museum beherbergt einen großen Teil der originalen Einrichtung, wie Wilhelm sie aus den Beständen der ehemaligen Besitztümer in Deutschland gestaltet hatte. Dadurch und durch den historischen Stellenwert vieler Gemälde, Porzellanstücke und sonstiger Einrichtungsgegenstände ist ein Besuch vor allem, aber nicht nur für kunsthistorisch Interessierte sehr interessant.